Achtung! Triggerwarnung!
In dem auf dieser Seite dargestellten Schicksal geht es um den Suizid von Christian — ausgelöst durch die Kündigung seiner Wohnung wegen Eigenbedarf.
Dieses Video bei YouTube — auf dem Kanal der VezeG-Initiative
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Hallo ich bin Michael und erlaube es mir, hier für Christian aus Berlin zu sprechen. Christian kann dieses leider nicht mehr selber tun, da er sich im Juni 2023 das Leben genommen hat.
Christian sprach uns am 26. April 2023 bei einer unserer Aktionen auf dem Leopoldplatz im Berliner Wedding an. Im Rahmen unserer Aktionen, die wir seit 2014 regelmäßig als stille Mahnwachen konzipiert durchführen, zeigen wir an Hand von realen Schicksalen auf, wie Menschen durch die immer schlimmer werdende soziale Kälte zu Tode kommen bzw. seelisch sowie körperlich vor die Hunde gehen.
Innerlich völlig aufgewühlt und den Tränen nahe, erzählte uns Christian, dass er von einer Kündigung seiner Wohnung im Berliner Wedding wegen Eigenbedarfs betroffen sei. Aufgrund schwerer Depressionen und ständiger Suizidgedanken bzw. Ängste befand er sich trotz seines vergleichsweise jungen Alters von 50 Jahren bereits in Frühverrentung und litt nun durch die gestiegenen Existenzängste zusätzlich unter starken Panikattacken.
Die Tatsache, dass Christian aufgrund der angespannten Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt und als finanziell aufstockender Grundsicherungsempfänger so gut wie keine Chance hatte, eine neue Wohnung in Berlin zu finden, machte ihn seelisch total fertig. Angebote vom Amt, dass er zur Not in ein Auffanglager bzw. eine Obdachloseneinrichtung aufgenommen werden könnte, ließen ihn innerlich verzweifeln.
In unserem Gespräch auf dem Leopoldplatz erwähnte ich kurz, wie ich meine eigene Obdachlosigkeit, die ich kurz zuvor fünf Monate lang erlebt hatte, beendet habe. Ich suchte gezielt nach einer Wohnung außerhalb des Berliner Speckgürtels im Land Brandenburg, da dort sehr viel Wohnraum leer steht.
Ich machte Christian auch klar, dass weder ich noch wir ihm in Berlin eine schnelle Lösung für sein Problem anbieten können, da immer mehr Menschen mit demselben Problem konfrontiert sind und sowohl die Politik als auch der sogenannte Sozialstaat in dieser Hinsicht total versagen.
Aufgrund des Hinweises auf die Möglichkeiten außerhalb von Berlin suchte Christian völlig eigenständig eine Wohnung im Land Brandenburg, wo er sofort von allen Seiten, einschließlich der Ämter, diverse Unterstützung und Hilfe erhielt — worüber er völlig perplex war. Er hatte bereits die Wohnungsschlüssel für seine neue Wohnung erhalten und plante, am 1. Juli 2023 umzuziehen.
Trotz dieser schnellen Lösung, eventuell auch erst einmal nur als schnelle Übergangslösung um nicht in eine mögliche Obdachlosigkeit zu geraten, nahm sich Christian am 22. Juni 2023 das Leben, in dem er am U‑Bahnhof Seestraße im Berliner Wedding vor die U‑Bahn der Linie U6 „sprang“. Wahrscheinlich haben ihn seine tiefen Angststörungen übermannt, wobei wir nicht wissen, ob diese durch einen Vorfall oder eine Person zusätzlich getriggert wurden.
Auf jeden Fall war letztendlich die Angst vor der Veränderung und dem Wegzug aus seiner vertrauten Lebensumgebung größer, als die Freude über die positiven Aussichten — ausgelöst durch die Kündigung seiner Berliner Wohnung wegen Eigenbedarf.
Lasst uns „nicht nur“ im Gedenken an Christian einen Volksentscheid zum existenziellen Grundrecht kurz VezeG genannt auf den Weg bringen, damit nicht mehr das materielle Recht über das Wohl des Menschen gestellt wird.
Am 22. Juni 2024 findet von 10:00 bis maximal 18:00 Uhr eine „Stille Mahnwache im Gedenken an Christian W.“ auf dem Bahnsteig des U‑Bahnhofs Seestraße (Bahnsteig Stadteinwärts)* oder vor dem Eingang des U‑Bahnhofes (Müller- Ecke Seestraße) in 13353 Berlin statt.
Das im Video verwendete Foto von Christian wurde uns von seiner Lebensgefährtin zur Verfügung gestellt und dies auch mit Ihrer Bitte, dass Christian und sein Schicksal nicht in Vergessenheit geraten soll.
Um Menschen mit psychischen Problemen wie Depressionen, suizidalen Gedanken usw. besser beistehen und in entsprechenden Krisen helfen zu können, empfehlen wir als Hilfe zur Selbsthilfe die „MHFA Ersthelfer-Kurse für psychische Gesundheit“.
Das Bild im Hintergrund des Videos zeigt den Platz zwischen dem Bundeskanzleramt, der Schweizerischen Botschaft und dem Paul-Löbe-Haus im Berliner Regierungsviertel, an dem — im Zentrum der politischen Macht — eigentlich das Bürgerforum entstehen sollte. Weiter Infos dazu findet Ihr in dem Beitrag „Das leise (Ab-) Sterben des Bürgerforums“.
Die Videos im Rahmen der Initiative haben wir übrigens mit den einfachsten uns zur Verfügung stehenden Mitteln erstellt, um einen Anfang zu machen. Wer sie besser machen kann… wir freuen uns über jede nur erdenkliche Unterstützung und Hilfe. 🙂